Das Usenet

Der Zweck

  • Sie wollen etwas zum Thema Gebühren im internationalen Frachtverkehr wissen?
  • Sie möchten sich beruflich verändern und erwägen eine Auslandsarbeit?
  • Sie möchten Ihren Wissensstand in Sachen organische Chemie testen?
  • Sie haben etwas zu verkaufen?
  • Sie möchten etwas kaufen?

Dann können Sie sich einiges an Zeit sparen, wenn Sie im Usenet die entsprechenden Gruppen besuchen!

Was ist das Usenet?

Das Usenet ist am ehesten mit einer Zeitung zu vergleichen, bei der die Redaktion aus allen Lesern besteht. Die thematisch gegliederten Bereiche des Usenets heißen Newsgroups bzw. eingedeutscht Newsgruppen. Oft wird man auch über den Begriff Forum oder Diskussionsforum stolpern, der aber nichts anderes bedeutet. Für fast alle erdenkliche Themen (mögen sie auch noch so banal sein) gibt es eigene Newsgroups. Der Name einer Newsgroup gibt in der Regel Aufschluß über ihren Inhalt. Er setzt sich aus Kürzeln oder kurzen Wörtern zusammen, die durch Punkte getrennt werden. Der gesamte Name entspricht einer Hierarchie, die sich von links nach rechts gelesen immer mehr spezialisiert.

Beispiele:

  • de.markt.arbeit.suche
    Hier handelt es sich um eine deutschsprachige Gruppe (de), in der von privat Waren und Dienstleistungen angeboten werden dürfen (markt), es geht genauer um Arbeitsplätze (arbeit), die gesucht werden (suche).
  • de.rec.fahrrad
    Es handelt sich wieder um eine deutschsprachige Gruppe (de), in der es jedoch um Freizeitbeschäftigung (rec = recreation) geht, genauer um die Freizeitbeschäftigung mit dem Fahrrad.
  • de.comp.sys.atari
    Wir haben wieder eine deutschsprachige Gruppe (de), allerdings geht es hier um Computer (comp), genauer gesagt um Computersysteme (sys) des Herstellers Atari (atari).
  • japan.comp.windows-nt
    Es handelt sich hier um eine Gruppe, in der Japanisch (japan) kommuniziert wird. Auch hier geht es dann um Computer (comp), genauer gesagt um Windows NT (windows-nt).

Gruppen entstehen üblicherweise dadurch, daß eine Gruppe, in der die Zahl der Artikel (der sogenannte Traffic) zu groß wird, in mehrere spezialisierte Gruppen und in eine Gruppe für den Rest aufgeteilt wird. So wurde aus der Gruppe de.comp.sys.mac (deutschsprachig, Computer, Systeme, alles zu den Mac-Rechnern) irgendwann einmal de.comp.sys.mac.internet (Mac-Rechner und Internet), de.comp.sys.mac.lokale-netze (Macs und lokale Computernetzwerke), de.comp.sys.mac.programmieren (Macs und ihre Programmierung), de.comp.sys.mac.soc (Macs und ihre soziale Dimension), und schließlich de.comp.sys.mac.misc die den verbleibenden Rest an Themen zum Mac aufnimmt.

Welche Gruppe behandelt was?

Bei ca. 30.000 bis 60.000 Newsgruppen (die genaue Zahl kennt keiner), ist es recht schwer die passende herauszusuchen. Die Hierarchie hilft allerdings. Hierzu wieder ein Beispiel. Ich möchte wissen, wie das Internet Protokoll TCP/IP bestimmte Felder in seinen Headern benutzt. Mit dem Englischen tue ich mich schwer, also suche ich zunächst nach einer deutschsprachigen Gruppe. Damit steht fest: ich suche eine Gruppe in der de-Hierarchie. Dadurch wird die Zahl der Alternativen schon einmal auf ca. 500 Gruppen eingeschränkt. Dann schaue ich mir die zweite Stufe der Hierarchie an: alt, rec, soc, comp, comm, ... comm klingt gut, denn hier geht es um Kommunikation und Kommunikationstechnik. In der dritten Stufe finde ich dann protocols, also Kommunikationsprotokolle und schließlich die Gruppe de.comm.protocols.tcp-ip. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, einen Blick in die Gruppe de.newusers.infos zu werfen. Als Neueinsteiger sollte man das ohnehin tun. Dort wird regelmäßig der Text "Die Newsgruppen der de-Hierarchie" veröffentlicht, in dem nicht nur der Gruppenname sondern auch die ausführliche Themenbeschreibung zu finden ist. Auch die anderen Texte in der Newsgruppe de.newusers.infos sind für Neueinsteiger sehr interessant und sollten unbedingt gelesen werden, möchte man sich nicht gleich mit seinem ersten Artikel im Usenet gnadenlos unbeliebt machen.

Und die Vorteile?

Im Gegensatz zu den meisten Zeitungen oder Anzeigenblättern ist das Schreiben und Lesen von Artikeln in Newsgroups kostenlos. Da die Newsgroups weltweit abgerufen werden können, hat man wesentlich mehr Leser, als das bei gedruckten Erzeugnissen üblicherweise der Fall wäre. So kann man beispielsweise das alte Auto zum Verkauf anbieten, gleichzeitig sich schon nach einem anderen Modell umschauen und das beliebig lange. Auch wenn Sie mit einem Programm Schwierigkeiten haben, können Sie Ihr Problem schildern und erfahrenere Anwender um Lösungsvorschläge bitten. Meist hat schon jemand anderer vorher auch das Problem gehabt und so findet sich häufig Hilfe, oftmals auch kompetenter als so mancher Fachhändler ... Das Usenet bietet die Chance, zwanglos mit Menschen aus aller Welt in Kontakt zu treten, gemeinsam über die eigenen Hobbies und Interessenschwerpunkte zu diskutieren, und untereinander Tipps und Tricks auszutauschen. Manchmal entwickelt sich aus soetwas sogar eine echte Freundschaft für das normale Leben.

Was braucht man dazu?

Um Usenet-Artikel lesen und schreiben zu können, wird der Zugang zu einem Newsserver und ein Programm auf dem eigenen Computer, ein sogenannter News-Client oder Newsreader benötigt.

Newsserver

Der Newsserver ist, wie der Name schon vermuten läßt, praktisch Ihr Kiosk, an dem Sie die Zeitung zu jedem Zeitpunkt kaufen können und auch Ihre eigenen Artikel oder Inserate zur Veröffentlichung aufgeben. Dieser Newsserver bietet, wie auch der Kiosk, längst nicht alle Zeitungen an, sondern nur eine mehr oder minder große Auswahl an Newsgroups. Allerdings steht es Ihnen frei, den Betreiber des Newsservers zu bitten, eine noch nicht vorhandene Newsgroup künftig für Sie bereit zu halten. Er muß dies nicht notwendigerweise für Sie tun; das ist je nach Betreiber des Newsservers unterschiedlich, ob Ihre Bitte erhört wird oder im Nichts verhallt. Allerdings ist das nicht ohne Hintergrund: Für den Transport der einzelnen Artikel entstehen dem Betreiber Kosten. Außerdem sind die Gesetze in jedem Land unterschiedlich und führen auch zu unterschiedlicher Art von Zensur. Wie heikel dieses Thema auch in Deutschland sein kann, konnte man im sogenannten CompuServe-Prozeß mitverfolgen. Früher hatte auch das Bürgernetz Isar-Loisach einen eigenen Newsserver. Nachdem es aber keine direkte Einwahl mehr gibt und es schwierig war, Bürgernetz-Mitglieder von fremden Internetnutzern trennen zu können, wurde der Server abgeschaltet. Allerdings bieten die meisten Internet-Provider jeweils einen eigenen Newsserver an, der dann von den jeweiligen Kunden genutzt werden kann. So können Kunden von Engert Netzwerkdienste den Server news.engert-netzwerkdienste.de benutzen, und Kunden von T-Online können den Server news.t-online.de verwenden.

News-Client (Newsreader)

Was sie noch brauchen ist ein Programm, damit Sie die News auch lesen oder schreiben können, ähnlich einem eMail-Programm. Ein bekanntes und weitverbreitetes Programm ist von Netscape der Navigator bzw. Communicator, bei denen neben anderen auch diese Funktion integriert ist. Ein anderer, sehr guter Freeware-Newsreader ist der Free-Agent (#TODO).

Wie bringe ich das alles zum Laufen?

Viel muß man nicht einstellen. Abhängig davon, welches Programm man zum Lesen und Bearbeiten der News verwendet, muß dem Programm grundsätzlich mitgeteilt werden, von wo News geholt werden sollen und wohin sie auch wieder abgeschickt werden sollen. Am sinnvollsten ist es, den nächstgelegenen News-Server zu verwenden und was wäre näher, als der lokale Newsserver des Einwahlproviders. Oben wurden ja bereits zwei Beispiele genannt. Die Port-Nummer ist 119. Auch die eMail-Adresse muß korrekt eingestellt sein. Natürlich kann man auch eine ganze Menge anderer News-Server verwenden. Nachteilig dabei ist, daß sie in aller Regel Geld kosten und deutlich langsamer die Daten übertragen.

Und dann?

Dann ist etwas Geduld gefordert. Zunächst muß man Verbindung mit dem Newsserver aufnehmen und eine Übersicht aller Newsgroups anfordern. Das kann durchaus einige Minuten dauern; je nach dem, wieviele Newsgroups auf dem Server verfügbar sind. Ist diese Liste übertragen, sollte erst einmal die Verbindung unterbrochen werden, wenn man für die Telefongebühren selber aufkommen muß. Denn jetzt kommt die eigentlich schwierige Aufgabe: Aus dieser zum Teil höllisch langen Liste muß man sich die Newsgroups herauspicken, die von Interesse sind. Je nach Newsserver können sich bis zu etwa 60000 verschiedene Newsgroups auf dieser Liste befinden. Üblicherweise ist aber nur ein Bruchteil davon bei einem Server verfügbar, da es ja schließlich auch einen gewissen Aufwand erfordert, die News zu transportieren und längst nicht jede Newsgroup interessant ist. So werden lokale Newsgroups in aller Regel kaum auf Interesse bei Lesern auf der anderen Seite des Erdballs stoßen.

Warum auswählen?

Im Usenet ist es üblich und sinnvoll, eine Nachricht mit ein paar Stichworten zu kennzeichnen; eine Schlagzeile, wenn man so will. Das hat den Vorteil, daß man nicht unbedingt die ganze Nachricht übertragen muß, um zu wissen, was der eigentliche Inhalt ist. So kann man mit den entsprechenden Programmen alle Schlagzeilen abholen, die interessantesten kennzeichnen und dann erst die ausgewählten Nachrichteninhalte dazu abholen. So kann man die Telefongebühren rapide senken und natürlich auch etwas leichter die Übersicht behalten. Denn je nach dem Namen der Newsgroup kommen zwischen null und mehreren tausend Nachrichten täglich. Dieser Nachrichtenverkehr ist besonders stark bei z.B. computerrelevanten Themen wie de.comp.markt.hardware und sehr niedrig bei Spezialgebieten wie z-netz.sprachen.forth.

Stand: 28.03.2002 © Thomas Stowasser / Michael Engert